Neugründung

von Bärbel Unckrich HORIZONT

Berlin ist um eine Werbe­agentur reicher: Der ehemalige Kreativ­geschäfts­führer von Ogilvy Berlin Tim Stübane hat sich zusammen mit zwei Partnern selbst­ständig gemacht. The Goodwins heißt die Agentur, die er mit Franka Mai, zuletzt Strategie­chefin von Ogilvy Berlin, und Mirko Stolz, ehemaliger Geschäfts­führer Kreation von BBDO Berlin, gegründet hat.

Der Name ist Programm: The Goodwins soll nicht einfach irgend­eine weitere kleine Kreativ­agentur sein, sondern will dazu beitragen, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. Das gilt sowohl in eigener Sache als auch in Bezug auf die Kunden. The Goodwins will Marken erfolg­reich machen, die einen guten Lebens­stil unterstützen beziehungs­weise eine bessere Alter­native zum Status Quo im Hinblick auf Trans­parenz, Nach­haltig­keit und Fair­trade sind. Dabei versteht sich das Team weniger als CSR-Agentur, wenn­gleich das auch Teil des Portfolios ist. Es geht darum, „gute“ Marken mit „best­möglicher Kommu­nikation zu unterstützen, damit sie maximal populär werden“, so die offizielle Ansage des Trios zum Launch ihres Unter­nehmens.

Andere Wege wollen die drei Grüner auch in Bezug auf ihre interne Arbeits­weise gehen. Flexible Arbeits­zeiten seien selbst­verständlich – tatsächlich würde bei The Goodwins fast die Hälfte des Teams, das mit sieben Personen noch recht über­schaubar ist, nur vier Tage in der Woche arbeiten. Alle sind monetär am Erfolg der Agentur beteiligt, die zehn Prozent des jährlichen Gewinns in ein soziales Projekt investieren will, dass sie selbst kreiert und betreut („The Goodone“). Außerdem soll es flache Hierarchien in der neuen Agentur geben. Hier dienten amerikanische Anwalts­firmen als Vorbild: Für jedes Projekt gibt es maximal zwei Hierarchie­ebenen, eine seniorige und eine juniorige, mit direktem Kontakt zum Kunden.

Es gibt auch bereits einen Start­kunden, den das Trio aber noch nicht nennen will. Nur soviel: Es sei ein Mittel­ständler und zugleich Weltmarkt­führer, für den The Goodwins an einer globalen, inte­grierten Kampagne arbeitet, die gegen Ende des ersten Quartals 2019 starten wird.

Stübane, Mai und Stolz wollen die gesamte Klaviatur der Kommu­nikations­dienst­leistungen bespielen und sich nicht in eine Schublade stecken lassen. Sie verstehen sich als Agentur, die Content schafft. Wobei Content laut ihrem Verständnis alles sein kann: von der integrierten Kampagne über Social Media bis hin zur PR-Idee. Hauptsache das Ergebnis ist so gut, dass Menschen es gerne in ihr Leben aufnehmen und eventuell sogar teilen. In diesem Anspruch ähneln sie anderen jungen Kreativ­agenturen wie Überground und Lure Media. Was ihren Anspruch an Kommunikation für eine bessere Gesell­schaft betrifft, liegen sie auf einer Wellen­länge mit der Neu­gründung Brinkert Metzelder.

Haben sich mit The Goodwins selbständig gemacht: Mirko Stolz, Franka Mai und Tim Stübane (v.l.)

The Goodwins – Teamfoto

Alle genannten Player haben für sich eine Nische jenseits der Networks und Dick­schiffe gefunden, weil sie an den Bedarf an neuen Modellen glauben. So auch The Goodwins, die von sich sagen, sie „wollen den Großen das Wasser abgraben“ – das gilt sicher­lich nicht nur im Hinblick auf ihre zukünftigen Kunden, sondern auch für die eigene Positio­n­ierung im Markt.

Die drei Jung­unternehmer blicken allesamt auf Karrieren in klassischen Kreativ­agenturen zurück: Stübane war rund sieben­einhalb Jahre bei Ogilvy und gehört mit mehr als 300 Kreativ- und Effektiv­preisen zu den meist aus­gezeichneten Kreativen Deutsch­lands. Weitere berufliche Stationen von ihm sind DDB, Jung von Matt und Scholz & Friends. Stolz war vor seiner Zeit bei BBDO Berlin acht Jahre lang im Ausland tätig. In seinem Lebenslauf finden sich renommierte Adressen wie Crispin Porter & Bogusky in Boulder, Göteborg und London sowie Ogilvy New York. Seine Karriere startete er bei Jung von Matt. Mai wiederum ist seit zehn Jahren im Bereich Creative Planning tätig. Neben Ogilvy zählen Heimat und DDB zu ihren früheren Arbeit­gebern.