Bärbel Unckrich Horizont

Warum The Goodwins eine Kampagne für Leitungswasser kreiert hat

Rohrquell ist nicht nur umweltfreundlich, sondern auch sehr erschwinglich

Leitungswasser im Gewand einer vermeintlichen Premium-Marke: Diese Idee ist zwar nicht neu, aber es ist definitiv eine, die gar nicht oft genug kopiert werden kann. Die jüngste Kampagne zu diesem Thema kommt von The Goodwins und rückt das umweltfreundliche „Rohrquell“ in den Fokus.

Fakt ist: Leitungswasser in Deutschland ist nicht nur preiswert, sondern erfüllt auch höchste Qualitätsstandards. Dank der deutschen Trinkwasserverordnung ist es ebenso sicher und oft sogar hochwertiger als käufliches Flaschenwasser – auch als vermeintliches Premium-Wasser. Mit dem Kooperationsprojekt „Hemmungslos Trinkwasser“ wollen der gemeinnützige Verein A Tip Tap, die Beratungsplattform Co2online und das Projekt PuR der TU Berlin auf diese Tatsachen hinweisen und Leitungswasser als gesunde und umweltfreundliche Alternative zu industriell abgefülltem Wasser präsentieren.

Die Berliner Kreativagentur hat dazu eine Social-Media-Kampagne entwickelt, in deren Mittelpunkt die fiktive Premium-Wassermarke „Rohrquell“ und der Claim „Natürlich nass“ stehen. Das Team hinter der Kampagne versteht den Auftritt als „liebevolle Persiflage auf deutsches Flaschenwasser“ und will aufzeigen, wie absurd der Flaschenwasserkonsum und dessen Bewerbung teilweise ist.

„Die Kampagne will Konsumentinnen und Konsumenten zum Umdenken anregen. Mit dem Call-to-Action ‚Leitungswasser – Trinkt mehr davon!‘ ruft sie deutschlandweit dazu auf, Leitungswasser zu trinken anstatt Flaschenwasser zu kaufen. So könnten alle simpel, effektiv und kostensparend ihren persönlichen CO2-Fußabdruck reduzieren und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, erläutert Mirko Stolz, Managing Director Creative & Founder The Goodwins.

Zu sehen sind die verschiedenen Assets auf den Social-Media-Kanälen von A Tip Tap und Co2online. Zwei verschiedene Kampagnenmotive fokussieren auf die Vorteile der ständigen Verfügbarkeit und Müllvermeidung. Wie jeder Produkt-Launch kommt auch Rohrquell mit einem Unboxing-Reel daher. In diesem Tutorial präsentiert eine (angeblich) bekannte Influencerin die neue „Premium-Marke“. Zusätzlich gibt es Fake-Merchandise mit „Rohrquell“-Branding. Wie eingangs erwähnt, gab es ähnliche Ideen bereits. 2013 hat beispielsweise die Wiesbadener Digitalagentur Scholz & Volkmer ihre eigene Wassermarke 158 in schicken Glasflaschen präsentiert. Die Zahl steht dabei für die Menge an Kohlenstoffdioxid (CO2), die mit jedem dreiviertel Liter Leitungswasser gegenüber Mineralwasser eingespart wird. Also dann, wenn das Wasser nicht in Fabriken abgefüllt und bis zum Kunden transportiert werden muss. Die Initiative „Hemmungslos Trinkwasser“ verweist auf ähnliche Zahlen. Sie rechnet den CO2-Verbrauch allerdings in ganzen Litern auf: Pro Liter Flaschenwasser fallen dem nach durchschnittlich rund 200 Gramm CO2 an, verursacht durch Transport und Verpackung. Gemessen am jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch der Deutschen ergibt das 3 Millionen TonnenCO2 pro Jahr – ein großes Einsparpotential im Vergleich zu dem ohne hin verfügbaren Leitungswasser in jedem Haushalt.